Im Laufe der Zeit sind mir zahlreiche Begrifflichkeiten über den Weg gelaufen, die im Sinne einer Inhaltsangabe das Gesamtangebot eines Webauftritts beschreiben. „Lageplan“, „Verzeichnis“, „Inhaltsangabe“, „Inhaltsverzeichnis“, „Überblick“, „Seitenkarte“, „Übersicht“, „Seitenübersicht“ und sogar „Wegweiser“.
Wegweisend sind allerdings die wenigsten dieser Begriffe, eher zum Teil irreführend. In diesem Fall macht das Original das Rennen. Ein Lageplan ist etwas gänzlich anderes, nämlich eine visuelle, nicht selten kartografische Darstellung, wie wir sie in der Architektur kennen, etwa im Umfeld einer Messe. „Übersicht“ meint wiederum einen bestimmten Seitentypus einer Webseite, wie etwa die Ressort-Einstiege innerhalb von Nachrichtenportalen (Politik, Sport, etc.). Dies sind Übersichtsseiten. Auch der klassische Navigationspunkt „Unternehmen“ speist sich in den meisten Fällen aus diesem Seitentypus, der sich dadurch auszeichnet, dass im Content aufgelistete Teaser-Blöcke den Zugang zu weiteren Unterpunkten ermöglichen. Weder „Lageplan“, noch „Übersicht“ hat also etwas mit der Sitemap zu tun.
Die gängigsten Bezeichnungen sind…
- Sitemap: ZDF.de (früher „Inhalt“), Spiegel.de, Lufthansa.com, Mercedes-Benz.de, Bahn.de, Stern.de, Handelsblatt.com, ADAC.de
- Überblick: Chip.de, Sparkasse.de, ORF.at (hier „ORF.at im Überblick“)
- Seitenübersicht: Deutsche-Bank.de
- Inhaltsübersicht: Test.de
- Inhalt: Arbeitsagentur.de
„Sitemap“ darf getrost als gelernter Begriff bezeichnet werden, insofern ist er heute mehr denn je die erste Wahl. Das ZDF nutzte viele Jahre den Begriff „Inhalt“, bis es im Zuge des letzten Relaunchs auf „Sitemap“ umgestiegen ist. Ebenfalls selbsterklärend ist mittlerweile der Terminus „Inhalt“, der vor allem dann gern verwendet wird, wenn der Webauftritt eine möglichst breite Nutzerschaft ansprechen soll. Webauftritte öffentlicher Einrichtungen und Institutionen wie etwa Stadtportale zählen hierzu. In solch einem Umfeld ist „Inhalt“ eine ideale Bezeichnung. Ansonsten ist in den meisten anderen Fällen „Sitemap“ eine sehr gute Wahl, Anglizismus hin oder her. Aber entscheide nun selbst.
Ich finde „Sitemap“ ist mittlerweile so bekannt, dass man den Begriff gefahrlos einsetzen kann. Wenn aus politischen Gründen ein Anglizismus vermieden werden soll, würde ich „Inhaltsverzeichnis“ empfehlen, oder verkürzt auf „Inhalt“. „Inhaltsverzeichnis“ ist jedem aus der Welt der Drucksachen bekannt und birgt keinerlei Raum für Missverständnisse.
Den gekürzten Begriff „Inhalt“ finde ich etwas unpassend, da hiermit häufiger der textliche Inhalt (Content) einer einzelnen Seite oder des gesamten Auftritts beschrieben wird.
… und wie wäre Strukturplan?
„Strukturplan“ geht semantisch tendenziell in Richtung „Lageplan“ – beides verbinde ich aufgrund des Wortes „Plan“ eher mit einer grafischen Darstellung, die bei der Sitemap allerdings von nachrangiger Bedeutung ist.
Bei der Konzeption einer Webanwendung dient ein „Struktogramm“, manchmal auch als „Strukturgramm“ bezeichnet, als wichtige Arbeitsgrundlage. Das Struktogramm bildet zum Großteil die spätere Sitemap ab. Ich denke allerdings nicht, dass man Webnutzer mit diesem Fachbegriff aus der Konzeptionsphase konfrontieren sollte. Ähnlich würde ich „Strukturplan“ einstufen.
Ich nutze bei Kundenseiten gerne möglichst viele deutschsprachige Begriffe, sofern es wirklich verständliche deutsche Wörter gibt.
Daher: Inhaltsverzeichnis
Alternativ: Sitemap
Ersteres, weil selbst totale Laien damit meiner Erfahrung nach etwas anfangen können. Vor allem auch deshalb, weil es erstaunlich viele – vor allem ältere – Nutzer gibt, die mit den englischen Begriffen nichts anfangen konnten. Die haben den englischen Begriff nie gelernt, weil sie ihn zwar öfter gelesen, aber aus Unverständnis nie darauf geklickt haben.
Aber grundsätzlich finde ich Sitemap auch in Ordnung.
Ich verwende jetzt mal A-Z für eine alfabetische Aufführung der Inhalte, nicht gerade elegant, aber jeder versteht es.