Homepage, Webseite, Webauftritt, Website, Internetauftritt

Homepage

Der Homepage-Baukasten – nicht nur ein Unding für die meisten Webdesigner, auch in Sachen Verständigung ein übles Ding. Viele Missverständnisse ließen sich vermeiden, wenn Produktmanager und Marketingleiter bei 1&1, Host Europe, Strato, etc. sich ein wenig mehr um sprachliche Korrektheit bemühten.

Unser (Arbeits)Alltag ist voll von Missverständnissen – Hosting-Dienstleister haben daran einen nicht unwesentlichen Anteil. Offensichtlich sind sie sich nicht bewusst, welch schlechten Einfluss sie auf die Sprache, auf das Miteinander etwa auch von Webdienstleister und Kunden ausüben. Andernfalls würden sie sich nicht immer wieder aufs Neue Sprachungetüme wie „Do-It-Yourself Homepage“ oder „WebBuilder Homepagebaukasten“ ausdenken, die in erster Linie auf Privatkunden und kleine Unternehmen abzielen und nur bedingt die damit in Verbindung stehenden Leistungen beschreiben. Im Grunde genommen ist die Fernsehwerbung von 1&1 mit dafür verantwortlich, dass im allgemeinen Sprachgebrauch unzureichend zwischen „Homepage“, „Webseite“, „Webauftritt“, „Website“ und „Internetauftritt“ unterschieden wird. Aber genau solch eine Differenzierung ist bei der Planung und Realisierung eines Internetauftritts unerlässlich. Ich möchte einen Themenvorschlag gleich mehrerer Leser aufgreifen und die Unterschiede deutlich machen.

„Homepage“ ist heute, mehr denn je, ein Homonym, ein Wort, das zumindest umgangssprachlich für unterschiedliche Dinge steht – das betrifft insbesondere die deutsche Sprache. Meist erklären sich Homonyme aus einem Zusammenhang heraus, oftmals allerdings selbst dann nicht. Dann heißt es nachfragen, um Missverständnissen vorzubeugen („Soll lediglich die Startseite überarbeitet werden oder der gesamte Webauftritt?“).

„Home page“ bzw. einfach „Home“ sind im Englischen von je her die bevorzugten Termini, um die Startseite eines Webauftritts zu beschreiben. „Make This Your Homepage“ liest man derzeit etwa auf der Startseite von AOL.com. Im Deutschen wurde das vielfach übernommen siehe hierzu der Websprech-Beitrag „Home, Start, Startseite, Hauptseite“.

Was hierzulande die Verständigung so problematisch macht, ist der Umstand, dass „Homepage“ gemein hin als Synonym für „Webauftritt“ verstanden wird. Je geringer die Affinität zum Medium Internet, desto wahrscheinlicher ist, dass ein Gesprächspartner, wenn er „Homepage“ sagt, den gesamten Webauftritt meint. Das wäre allerdings in etwa so, als würde man „Titelseite“ sagen, tatsächlich aber „Zeitung“ meinen oder „Frontdeckel“ sagen, aber „Buch“ meinen. Das Internet hat längst das Fernsehen als Leitmedium abgelöst. Die Sprache allerdings, mit der wir das Internet beschreiben und mit Leben erfüllen, erweckt zuweilen den Eindruck, als würde man sie noch mit einem 33.6-Modem übertragen – sie ruckelt erheblich. Es ist an der Zeit, das zu ändern.

Homepage

„Homepage“ gehört aufgrund seiner Vieldeutigkeit zu den Begriffen, die ich vermeide. Mit „Homepage“ bezeichnet man die Startseite eines Webauftritts, und nur diese! Wenn Anglizismen missverständlich sind, und „Homepage“ ist ganz sicherlich ein erklärungsbedürftiges Wort, dann sollte man, wie ich finde, dazu übergehen, auf bessere Alternativen zurückgreifen. Wie schön, dass die deutsche Sprache geeignete Alternativen bereit hält – in diesem Beitrag werden sie beschrieben. Nachrichtensprecher wie etwa Claus Kleber sind zudem dazu übergegangen, einzig auf die betreffende die Domainbezeichnung zu verweisen („Näheres hierzu finden sie unter heute.de“). Der Hinweis explizit auf eine Startseite entfällt somit. Kein „Homepage“, kein Missverständnis.

Webseite

Ähnlich wie bei einer Zeitung meint eine „Webseite“ eine einzelne Seite eines Informationsangebotes. Die Startseite ist ebenso eine einzelnen Webseite, wie alle anderen Unterseiten der gesamten Webpräsenz. Umgangsprachlich wird mit „Webseite“ zwar auch der gesamte Webauftritt beschrieben, Beispiel: „Die Offizielle Webseite der Bundesliga“. Besser wäre allerdings: „Der offizielle Webauftritt der Bundesliga“
Eine sprachlich korrekte Aussage wäre beispielsweise auch: „Das Stadtportal Hannover.de umfasst insgesamt rund 20.000 Webseiten.“

Webauftritt

Mit „Webauftritt“ wird die Gesamtheit aller Webseiten eines digitalen Informationsangebotes bezeichnet. Von allen gleichbedeutenden Bezeichnungen (Webpräsenz, Internetauftritt, Website) ist „Webauftritt“ der von mir bevorzugte Begriff.
Beispiel 1: Der Webauftritt ist nicht nur eine Kommunikationsplattform nach außen, sondern auch innerhalb der Hochschule. Beispiel 2: Den Webauftritt des Deutschen Bundestages findet man unter Bundestag.de.

Internetauftritt

„Internetauftritt“ meint das Gleiche wie „Webauftritt“, also die Gesamtheit aller Webseiten eines digitalen Informationsangebotes. Auch in diesem Fall lässt sich tendenziell feststellen: je weniger ausgeprägt die Internetaffinität beim Sprecher (bzw. die des Adressaten), desto wahrscheinlicher ist die Bevorzugung der Bezeichnung „Internetauftritt“ gegenüber „Webauftritt“. „Webauftritt“ ist die jüngere und modernere Variante, „Internetauftritt“ ist hingegen amtlicher. Beispiel: Unser neuer Internetauftritt ist klar strukturiert, benutzerfreundlich und bietet den Bürgern zusätzliche Serviceinformationen.

Website

Der englische Begriff „site“ steht für „Grundstück“, „Anlage“, „Standort“ oder auch einfach nur für „Ort“. Demnach beschreibt „website“ (früher „web site“) einen Standort bzw. einen Ort im Netz/Web/Internet. Während „Website“ im deutschen Sprachraum (derzeit noch) überwiegend von Fachleuten verwendet wird, ist dieses Wort im Englischen die allgemein bevorzugte Bezeichnung für einen Webauftritt.
Beispiel: „Was this Mark Zuckerberg’s first website?

Fazit / Empfehlung

Erfolgreiche Unternehmen erkennt man an ihren Websites. Moderne Websites wiederum zeichnet neben einer tadellosen Technik und einem ansprechenden Design vor allem auch eine zeitgemäße Sprache aus. Fehlende Sensibilität in der Kommunikation sind ebenso entlarvend wie Defizite etwa in Sachen Gestaltung; eigentlich Anreiz genug, sowohl für Unternehmen wie Agenturen, sprachlich stärker zu differenzieren und von Sprachungetümen wie „Do-It-Yourself Homepage“ abzulassen. Mal davon abgesehen sind Unternehmen gut beraten, so sie denn an einer überzeugenden Webpräsenz interessiert sind, einen Bogen um besagte Homepage-Baukästen zu machen.

Und nun bin ich auf die Meinung der Websprech-Leser gespannt.

25 comments

  1. Friederike says:

    Danke! Ich gestehe, dass ich „Webseite“ oft noch für „Internetauftritt“ benutz(t)e, ich gelobe Besserung. Website ist gerade im Umgang mit Kunden nie sonderlich hilfreich gewesen, weil es sich ohnehin fast gleich anhört. Und das ganze globale Webspeak-Mischmasch… ;-)

    Internette Grüße
    Friederike

  2. OJALA WERKE says:

    … nicht zu vergessen sind bitte die lachhaft absurden Begriffe „Webside“ und „Hompage“. In jeder dritten Anfrage eines Kunden treffen wir auf eins dieser Wortungetüme – immer wieder gern schmunzelnd zur Kenntnis genommen!

  3. Marks says:

    Schöner Beitrag, danke dafür!
    Ich persönlich sehe die Begriffe „Webauftritt“, bzw. „Internetauftritt“ noch etwas umfassender. Auch die Auftritte eines Unternehmens auf anderen Portalen wie z.B. Xing oder Facebook schließe ich hier mit ein und nicht nur die eigene Website.

  4. Dave says:

    In Sachen Websprech bin ich ganz bei dem Artikel, mit einem feinen Unterschied: Statt „finden Sie unter heute.de“ sage/schreibe ich „finden Sie auf heute.de“. Keine Ahnung warum, klingt in meinen Ohren irgendwie schöner (vielleicht wegen „finden Sie auf [unserer Website] heute.de“). Mag aber auch total falsch sein :-)

  5. Sabine says:

    Alle vorgebrachten Argumente sind richtig, aber was nützt unser Wissen, dass die benutzten Begriffe falsch sind, wenn sogar Industrieunternehmen mit „Homepage“ werben?

  6. Chris says:

    Grundlegend find ich alles Gut was da steht aber wie Marks sehe ich den „Webauftritt“ oder „Internetauftritt“ auch wesentlich umfassender.

    Auch große Unternehmen mit verschiedenen Sparten wie z.B. Automobilhersteller sprechen meiner Erfahrung nach von allen Websites, Microsites, Social-Kanälen, Landingpages etc. wenn sie über den Webauftritt sprechen.

  7. Manuel says:

    Ja, ist eine Katastrophe, ich kann das Wort „Homepage“ nicht mehr hören.

    Aber ein gutes hat es – Man kann sofort heraushören wer Ahnung hat und wer nicht. So weiß man schnell ob sein gegenüber professionell ist oder eben das Wort „Homepage“ falsch wählt :)

  8. Gerald says:

    Bin auch immer dafür alles richtig zu benennen. Aber heute wo alle alles fast nur online suchen, ist es einfach unerlässlich sich auf den Begriff zu fokussieren, denn die eigene Zielgruppe benutzt. Und sei er auch noch so falsch! Der meiste Mist kommt doch dadurch zu Stande, dass in unserem Land englisch, spätestens nach der Schule nicht mehr benutzt wird. Jedenfalls von der Generation 40+. Aber auch darunter tun sich viele schwer.

    Leider gibt es auf Deutsch bisher kein Wort wie website, dass die ganzen Inhalte aller Seiten unter einer Domain zusammen meint. Und so bleiben die Kunden halt bei Homepage…

  9. Ich sehe die im Artikel vorgenommenen Unterscheidungen ähnlich. Wer die Begriffe „Homepage“, „Internetauftritt“, „Internetpräsenz“, „Webseite“ oder „Website“ oder „Homepage-Baukasten“ zur Suchmaschinenoptimierung verwendet, muss die Kriterien „Suchvolumen“ und Wettbewerbsintensität berücksichtigen, um einen hohen SEO-Erfolg zu erreichen.
    So wird z. B. „Homepage erstellen“ ca. 17.000 mal pro Monat gesucht und hat ca. 85 % Wettbewerb. „Internetauftritt erstellen“ hat dagegen nur ein Suchvolumen von 67 und ein Wettbewerb von 82 %. „Homepage Baukasten“ wird übrigens ca. 11.000 mal pro Monat gesucht.
    Als Texter sehe ich die unterschiedliche Verwendung der Begriffe kritisch. Als SEO nutze ich die Begriffe als Chance für gute Google-Rankings. So ist das Leben …

  10. Rossi says:

    Wieso sind eigentlich Homepage Baukästen angeblich ein Unding für Webdesigner? Es wird meist nur damit erklärt, dass damit ein vernünftiges SEO nicht möglich sei. Das Baukästen, angewendet durch Personen ohne grafisches Know How, nicht zwingend ein gutes Ergebniss erzielen ist klar.
    Ich persönlich sehe nicht zwangsläufig Vorteile für kleine Unternehmen bei der Verwendung von Joomla, WP u.ä.
    Die überwiegende Verwendung von Templates bei CMS Systemen spricht auch nicht gerade dafür, dass Webdesigner sich hierfür entscheiden müssten.
    Zumal man bei einigen Baukästen ins CMS und weitere Programmcodes eingreifen kann.
    Ich frage interessehalber. LG, Rossi

  11. Achim Schaffrinna says:

    Wieso sind eigentlich Homepage Baukästen angeblich ein Unding für Webdesigner?

    Die sogenannten Homepage-Baukästen richten sich in erster Linie an Privatkunden, die ein paar Fotos ins Netz stellen wollen oder die ihr Hobby mit Anderen teilen möchten.

    Eine Baumbude oder eine Gartenlaube lässt sich mit ein wenig handwerklichem Geschick selbst bauen. Beim Hausbau sucht man sich hingegen Fachleute, die sich damit auskennen. Ähnlich verhält es sich beim Webdesign.

    • Rossi says:

      Das überzeugt mich nicht Achim. Das große Firmen eigenständig programmierte Seiten brauchen ist ok. Die können aber auch Geld ausgeben.
      Diverse Webdesigner (die eben HP Baukästen verdammen) verknödeln letztendlich auch nur WP Templates. Das sieht man im Netz. Fast alles Seiten sehen gleich aus.

      Deine Hausbauargumentation teile ich für große, wirklich eigenständige Projekte oder Shops. Da würde ich auch nie mit einem Baukasten arbeiten, aber für kleine Unternehmen mit einem überschaubaren Budget findet ich die Baukästen durchaus angemessen (und habe dagegen auch nur wenige wirkliche ARGUMENTE gefunden.

      • Achim Schaffrinna says:

        WP-Templates sind aber schon noch etwas ganz anderes als Baukästen. Beim Arbeiten mit Baukästen werden keinerlei technischen Kenntnisse benötigt, weder programmiertechnische noch administrative – bei der Verwendung von WP-Templates hingegen schon.

        • Sabine says:

          Das stimmt ja auch nur bedingt, Achim. Wir haben beispielsweise für kleine Kunden öfter Webauftritte mit jimdo erstellt und personalisiert.

          Hierfür haben wir auch Eingriffe in den Code vorgenommen, z.B. zur Einbindung des Typekit oder um Gestaltungsideen umsetzen, die jimdo nicht standardisiert bietet.

          Es besteht auch die Möglichkeit, das CSS komplett alleine zu entwickeln und jimdo nur als CMS bzw. Hoster einzusetzen.

          Die größten Nutzen, die sich für uns als kleine Agentur ergeben, die hauptsächlich für kleine und mittelständische Betriebe arbeitet:

          – der Aufwand für die Erstellung kann gering gehalten werden, wenn das Budget klein ist (allerdings muss der Kunde dafür ggf. Abstriche im Design in Kauf nehmen, insbesondere im Hinblick auf die automatische responsive Umsetzung der Site);

          – auch Bildergalerien, Videos und andere Widgets können relativ einfach eingebunden werden, die Recherche nach geeigneten Komponenten entfällt;

          – der Kunde behält den Überblick über die Kosten für technische Aktualität;

          – gleichzeitig ein Vorteil für uns: wir müssen uns nicht über die technische Aktualität kümmern und haben Kapazitäten für andere Projekte frei. „Feuerlöschereinsätze“ für gehackte Auftritte oder nicht mehr funktionierende Komponenten sind rückläufig.

          Lieber unterstützen wir unsere Kunden mit kleinen Lösungen, konzentrieren uns dafür auf gute Inhalte. Denn dass es nicht mehr reicht, nur zu finden zu sein, darüber sind wir uns sicher alle einig.

          Für größere Kunden mit anderen Anforderungen bauen wir eigene Lösungen. U.E. nach ein guter, zukunftsfähiger Kompromiss.

  12. CDH says:

    Hey,

    sehr schöner und informativer Artikel.
    Mir war gar nicht bewusst, dass bspw. Website, Webseite oder Homepage per se unterschiedliche Bedeutungen haben. Wobei man Webauftritt und Internetauftritt als das gleiche ansehen kann, für mich gibt es ja keine signifikanten Unterschiede.

    Beste Grüße
    Felix

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